Königsdisziplin der Instandhaltung?

Philip Vodopiutz (IPN Intelligent Predictive Networks GmbH)

Big-Data und Predictive Maintenance (PdM) sind hĂ€ufig gehörte Schlagwörter, wenn es um die Themen Digitalisierung und Industrie 4.0 geht. Glaubt man einschlĂ€gigen Artikeln, dann ist Predictive Maintenance gelebte Praxis und alle Fragen dazu sind beantwortet. Im Gegensatz dazu zeigt die Praxis, dass nur wenige Unternehmen Predictive Maintenance anwenden oder ihre ProduktionsstĂ€tten „digitalisiert“ haben. HĂ€ufig fehlt das Wissen ĂŒber die Möglichkeiten von Predictive Maintenance und vielfach hĂ€lt sich die Meinung, vorausschauende Instandhaltung wĂ€re zu teuer oder funktioniere nicht. Mit diesem Artikel wollen wir dem mangelnden Wissen und den FehleinschĂ€tzungen entgegentreten.

Daten im Zentrum: zukĂŒnftige AnlagenzustĂ€nde voraussagen

Die zustandsorientierte und die vorausschauende Instandhaltung gelten als Shooting-Stars der Instandhaltungsstrategien: Sie treten immer stÀrker neben reaktive und prÀventive Instandhaltungsstrategien und werden in erster Linie durch die zunehmende Datenzentriertheit am Shop-Floor sowie durch neue analytische Verfahren ermöglicht.

Condition Monitoring (ZustandsĂŒberwachung) dient zur Überwachung des momentanen Maschinenzustands (siehe dazu Beitrag â€žStrategisches Condition Monitoring” auf Seite 15»). Dabei werden Sensoren zur Erfassung von Messwerten und ProzesszustĂ€nden eingesetzt und ihre Messwerte auf Abweichungen von der Norm ĂŒberwacht.

Abb. 1: Der Nutzen von Predictive Maintenance (© IPN Intelligent Predictive Networks GmbH)

Im Gegensatz dazu liegt der Fokus von Predictive Maintenance auf dem zukĂŒnftigen Zustand der Anlagen. Es werden kontinuierlich alle verfĂŒgbaren Messwerte und relevanten Ereignisse (beispielsweise Störungen) der Anlage gesammelt und durch computergestĂŒtzte, statistische Methoden der zukĂŒnftige Zustand bewertet.

Predictive Maintenance: Wie es in der Praxis funktioniert

Die Vorstellung, man mĂŒsse nur genĂŒgend Daten sammeln und eine „KĂŒnstliche Intelligenz“ gĂ€be dann die Antworten auf alle Fragen, hĂ€lt sich bestĂ€ndig. In der RealitĂ€t ist die EinfĂŒhrung von Predictive Maintenance harte Arbeit und viele Projekte scheitern schon bei der Datenerzeugung und -Sammlung.

Datensammlung

FĂŒr Predictive Maintenance gilt „Garbage in – Garbage Out“. Fehler bei der Datensammlung verursachen ein Vielfaches an Kosten bei der Verwertung. Zur EinfĂŒhrung von Predictive Maintenance mĂŒssen zuerst die richtigen Fragen formuliert werden, um zu definieren, welche Daten in welcher QualitĂ€t gesammelt werden sollen. Dabei wird darauf geachtet, die gesamte Anlage ĂŒber die Daten abzubilden und bisher unbekannte AbhĂ€ngigkeiten zu berĂŒcksichtigen.

Prognosemodelle

Relevante Störungen an Anlagen treten selten auf, daher sind reine Machine Learning AnsÀtze zur Entwicklung von Prognosemodellen in der Regel ungeeignet. Prognosemodelle werden durch Datenanalysten gemeinsam mit Anlagenexperten auf Basis der gesammelten Daten und dem Fachwissen der Experten entwickelt.

Adaptive Modelle

Predictive Maintenance basiert auf einer kontinuierlichen Datensammlung. Dadurch können sich Modelle an neue Produktionsgeschwindigkeiten, Rohstoffe oder andere VerÀnderungen anpassen.

Abb. 2: Voraussagen ĂŒber den zukĂŒnftigen Anlagenzustand (© IPN Intelligent Predictive Networks GmbH)

Ergebnisse

Ziel von Predictive Maintenance ist die Prognose sowie in weiterer Folge die gezielte Planung oder Verhinderung von AnlagenausfĂ€llen. Zum Beispiel kann der Wartungsbedarf einer KĂŒhlanlage einen Monat vor der Störung punktgenau prognostiziert werden. Oder es können Einstiegssysteme von ZĂŒgen rechtzeitig außer Betrieb genommen werden, um ein Blockieren in Offenlage in einer Station zu verhindern.

Quick-Wins

Die Datenbasis fĂŒr Predictive Maintenance erlaubt detaillierte Analysen von ZusammenhĂ€ngen in den Anlagen und ermöglicht damit viele Optimierungen. Energieeffizienz kann in AbhĂ€ngigkeit der ProduktqualitĂ€t betrachtet, Störungstreiber identifiziert und Analgenoptimierungen zielgerichtet durchgefĂŒhrt werden.

Ein Anwendungsbeispiel dazu finden Sie hier »

dankl+partner, Messfeld, Salzburg Research, Instandhaltung, Instandhaltung 4.0, Maintenance, Digital Twins, Predictive, White_Paper_Cover_die_digitale_transformation_der_instandhaltung