Ein Anwendungsbericht über die Reifegradbewertung bei Österreichs größtem Energiedienstleister

Arno Sam (Wien Energie GmbH)

Die Bewertung des Reifegrads der betrieblichen Assets ermöglicht nicht nur eine Standortbestimmung gegenüber Unternehmensvorgaben und einen Branchenvergleich, sondern sie bietet zugleich die Chance für die Ableitung konkreter Handlungsempfehlungen. Digitalisierungsvorhaben nehmen dabei oft eine zentrale Stelle ein. Der folgende Anwendungsbericht zeigt, zu welchen Ergebnissen die Wien Energie im Rahmen der Reifegradbewertung kam.

Ausgangssituation

Die Wien Energie GmbH ist Österreichs größter Energiedienstleister. Das Unternehmen versorgt mehr als zwei Millionen Menschen, rund 230.000 Gewerbeanlagen, industrielle Anlagen und öffentliche Gebäude sowie rund 4.500 landwirtschaftliche Betriebe in Wien, Niederösterreich und Burgenland mit Strom, Erdgas und Wärme. Die Strom- und Wärmeproduktion stammt aus Abfallverwertung, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen und aus erneuerbarer Energie wie Wind-, Wasser- und Sonnenkraft sowie Biomasse.

Im Rahmen des Forschungsprojekts i-Maintenance führte die Wien Energie mittels eines im Projekt entwickelten Bewertungstools eine Reifegradbewertung des betrieblichen Asset Managements und Instandhaltungsmanagements durch. Dafür wurde eine strategisch wichtige Anlage, der Wirbelschichtofen 4 am Standort Sondermüllverbrennungsanlage Simmeringer Haide, selektiert. Diese Anlage hat einen hohen Komplexitätsfaktor, da es sich hier um eine Kombi-Wirbelschicht zur Hausmüll- und Klärschlammverwertung handelt.

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Abbildung : SMVA Simmeringer Haide, Wirbelschichtofen 4 (im Vordergrund)

Ziel

Basierend auf den Ergebnissen der Bewertung sollen wesentliche Optimierungsansätze und Verbesserungspotentiale in den genannten Bereichen identifiziert werden. Ziel der Anwendung des Reifegradmodells ist damit folgend die Ableitung eines Projektplans von Maßnahmen zur Behebung der identifizierten Optimierungsansätze und Verbesserungspotentiale.

Lösung

Auf Basis einer praxisbewährten Zieldarstellung wurden drei Hauptziele festgelegt:

  • Reduzierung der Ausfallskosten
  • Verbesserung der technischen Wertehaltung der Anlagen(-Komponenten)
  • Optimierung der Anlagenkosten über den gesamten Lebenszyklus

Abhängig von diesen Zielen wurden im Rahmen des Durchlaufs zehn Bewertungsthemen aus den Bereichen Asset Management und Instandhaltung (siehe dazu Beitrag „Strategisches Vorgehen als Erfolgsfaktor” auf Seite 41») ausgewählt, welche anhand von Kriterien mittels einer 5-teiligen Skala bewertet wurden:

Asset Management Instandhaltung
  • Asset Management- Strategie & strategische Anlagenentwicklung
  • Risikoanalyse für Anlagen & Prozesse
  • Digitale Vernetzung von Anlagen/-teilen
  • Verknüpfung von Produktions-, Anlagen- & IH-Daten
  • Anlagenbezogene IH-Strategien
  • IT-gestützte Instandhaltung
  • IH-Auftragsplanung & Arbeitssteuerung
  • Abstellungen / Revisionen von Anlagen
  • IH-Controlling, IH-Benchmarking & IH-Marketing
  • Einsatz von Mobilgeräten & Assistenzsystemen in der IH

Nutzen

Das Bewertungstool ermöglicht durch die Identifikation von Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten eine Bestimmung des „Reifegrads“ der Instandhaltung. So zeigten sich konkrete Optimierungsansätze im Bereich der Verknüpfung von Prozess-, Anlagen- & IH-Daten und im Einsatz von mobilen Assistenzsystemen. Anhand dieser Erkenntnisse konnten bereits erste konkrete Umsetzungsmaßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit im Asset Management und in der Instandhaltung abgeleitet werden.

Die Stärken der Instandhaltung bei der Wien Energie liegen in den Bereichen Auftragsplanung und IT gestütztem Instandhaltungs-Planungs-System (IPSA). Das Ergebnis ist ein interessanter Benchmark mit anderen Firmen, das Wesentliche ist jedoch die Möglichkeit zur Erkennung der richtigen Werttreiber für die Erfüllung der definierten Ziele.

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